Markt der Energiewendemacher:innen

Energiewendemacher:in 2022

Am 1. September 2022 haben die Zuschauerinnen und Zuschauer des aeesuisse Kongresses den oder die Energiewendemacher:in 2022 gekürt. Zahlreiche innovative und spannende Projekte sind bei uns eingegangen. Aber schauen sie selbst, wer unsere 8 Finalisten waren, welche tollen Projekte vorgestellt wurde und wer am Schluss der glückliche Gewinner war.

4B: Mit der Kraft der Sonne – optimal gesteuert
Mit dem SisCampus ist ein Leuchtturmobjekt für zukunftsweisendes Bauen entstanden – durch das Zusammenspiel von schaltbarem Glas, thermoaktivem Beton und einem ausgeklügelten Lüftungssystem. Der Betonkörper des Gebäudes fungiert dabei als Wärme- bzw. Kältespeicher. Die Fassade sorgt mit elektrochromen Glas dafür, dass Tageslicht und Solarwärme über variabel tönbare Zonen individuell reguliert werden. Statt energieintensiver Klimatisierung sorgen automatisierte Lüftungsklappen für gute Luft und Wohlbefinden im Inneren. In der Praxis bedeutet das: im Sommer kaum kühlen und im Winter wenig heizen. Ähnlich funktional und smart wie die menschliche Haut passt sich das Gebäude somit laufend an die natürlichen Einflüsse der Umgebung an. Der SisCampus beweist damit erfolgreich, wie sich Gebäude im Einklang mit dem Klima energetisch neu denken lassen.

 

BRUGG eCONNECT und EVTEC: Höchste Ladepower bei maximaler Sicherheit
Beim Laden von Elektrofahrzeugen werden immer höhere Leistungen geladen. Neben möglichst kurzen Ladezeiten ist jedoch auch die Sicherheit entscheidend. Dank zwei Innovationen aus der Schweiz wird diese zukünftig maximiert: Der Ladesäulenhersteller EVTEC nutzt zum einen die klassische Temperaturmessung, welche per Software ausgewertet wird und bei Übertemperatur die Ladeleistung dynamisch reduziert. Mit der neuen, patentierten Technologie wird zusätzlich eine unabhängige Messung hinzugefügt, welche beide Hochstromkontakte überwacht. Die Abschaltlogik geschieht mechanisch und bietet dadurch einen signifikanten Sicherheitsgewinn. Der Schweizer Kabelhersteller BRUGG eConnect entwickelte einen Ladestecker, welcher neue Massstäbe in Bezug auf Robustheit und Sicherheit setzt. Durch höhere Ladeleistungen werden höhere Sicherheitsanforderungen benötigt. Mit dem Compact-Stecker, dem weltweit ersten HPC Ladestecker mit der Schutzklasse IP69, konnte diese Herausforderung gemeistert werden.

 

Electro-Sol SA: aktive Fassadenverkleidung als standardisierte Lösung
Am neuen Gebäude der Electro-Sol SA in Cossonay werden als Ersatz für die Standardfassade innovative Solarmodule (CIGS-Solarzellen) installiert. Das zukunftsweisende Solarfassadenprojekt wird die Vorstellungen des Photovoltaikpotenzials von Gebäuden verändern: Es geht nicht mehr darum, nur die Dächer zu nutzen, sondern auch sämtliche Gebäudefassaden.

 

Energie 360° AG: Underground Sun Conversion Flexible Storage
Energie in grossen Volumen und über lange Zeit zu speichern, ohne dabei auf Energieimporte zurückgreifen zu müssen und das Ganze ausschliesslich erneuerbar. Eine Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen zeigt Energie 360° mit einem internationalen Forschungskonsortium im Projekt «Underground Sun Conversion – Flexible Storage» auf. Wasserstoff und CO2 werden in einem Untergrundspeicher auf natürliche Weise tief unter dem Boden zu erneuerbarem Methan umgewandelt. Methan hat die wesentlich höhere Energiedichte als Wasserstoff, eine wichtige Grundlage für effiziente Speicher. Mit dieser Geo-Methanisierung, die in Österreich in 1000 Metern bereits erfolgreich nachgewiesen wird, kann erneuerbarer Sommer-Strom beliebig lange gespeichert und bei Bedarf jederzeit in einer vielfältig einsetzbaren Form genutzt werden. Auch in der Schweiz hat das Projekt Gebiete mit vielversprechender Geologie als mögliche Standorte für künftige Untergrundspeicher identifiziert und künftige Bedürfnisse abgeschätzt.

 

Ernst Schweizer AG: Klimaoptimiertes Photovoltaik-Montagesystem MSP
Als andere noch zu «Here comes the sun» tanzten, beschäftigte sich Schweizer bereits mit erneuerbaren Energien. Als Nachhaltigkeits- und Solarpionier der ersten Stunde ist das Unternehmen ein Energiewendemacher par excellence. Aus der Vision wurde die Kernkompetenz des über einhundertjährigen Familienunternehmens, dessen Mission lautet: «Wir bauen heute für die Generation von morgen». Mit dem klimaoptimierten PV-Montagesystem MSP lässt sich eine grosse Menge CO2 einsparen. Für das laufende Jahr rechnet man mit rund 7’400 Tonnen CO2 im Vergleich zum EU-weiten Durchschnitt für die gleiche Produktionsmenge. Dies aufgrund des Einsatzes emissionsarm erzeugten Aluminiums mit überdurchschnittlichem Recycling-Anteil. Auch der transparente Nachweis des CO2 Abdrucks einer Solaranlageninstallation sucht in der Branche seinesgleichen. Umwelt schonen, Transparenz schaffen, CO2 reduzieren: dafür setzen sich täglich 450 Mitarbeitende in der Schweiz und Österreich mit Herzblut ein. Wer Bauvorhaben und Umweltbewusstsein vereinen und die Nachhaltigkeitsziele seiner Kundschaft unterstützen will, ist bei Schweizer richtig!

 

ewz: Energieverbund Altstetten und Höngg – Ein wegweisendes Projekt im Zeichen des Klimaschutzes
Der grösste Verbund seiner Art in der Schweiz leistet einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz. Fossile Energien werden durch Energien aus gereinigtem Abwasser und der Klärschlammverwertung des Klärwerks Werdhölzli sowie Abwärme von Kälteprozessen abgelöst. Die Nutzung regionaler Energiequellen mindert die Auslandsabhängigkeit und behält die Wertschöpfung in der Region. Das neue Eishockeystadion der ZSC Lions ist ebenfalls Teil des Energieverbundes und versorgt zusätzlich das angrenzende Gewerbegebiet über ein Fernkältenetz mit Klimakälte. Die Kombination von Anergie-, Fernwärme- und Fernkältenetzen schafft nachhaltige Synergien. Das Projekt überzeugt durch:

  • die clevere Kombination verschiedener, bisher ungenutzter, lokaler Energiequellen
  • die Grösse des Projekts: Im Endausbau werden 30’000 Haushaltungen mit erneuerbarer Energie versorgt und jährlich 30’000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden

 

IWK & Bioenergie Frauenfeld: Klimapositive Energie aus regionalem Restholz

Bioenergie Frauenfeld hat sich bei ihrem neuen Holzheizkraftwerk zum Ziel gesetzt, grüne Energie optimal auszunutzen und den CO2-Ausstoß konsequent zu reduzieren. Ermöglicht wird dies durch ein Blockheizkraftwerk von IWK/INNIO der neuesten Generation. Holzgas ist hier die erneuerbare Energiequelle der Wahl, da Restholz aus der Region in großen Mengen verfügbar ist. In diesem innovativen Holzkraftwerk, das von vier IWK/INNO Gasmotoren angetrieben wird, werden jährlich 25.000 Tonnen Restholz energetisch verwertet. Es ist eine der weltweit größten Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen dieser Art, welche klimapositiven Strom und Wärme für 8.000 Haushalte produziert. Dabei wird das Holz zuerst getrocknet. In der nachfolgenden Gasgewinnung wird die Biomasse mittels Pyrolyse vergast. Das austretende Gas wird von der Biokohle getrennt, welche in diesem Prozess anstelle von Asche entsteht. Die gewonnene Wärmeenergie wird einem Wärmenetz zugeführt. Mit dem Holzgas erfolgt die Stromerzeugung in den vier Motoren mit je 1 MW Leistung. Dieses hocheffiziente Kraftwerk zeigt das Potential von Holz als nachwachsenden Rohstoff für die Energiewende. Genauso die dezentrale Nutzung von lokal produziertem Strom und Wärme. Dank der als Biokohle entzieht das klimapositive Kraftwerk der Atmosphäre jährlich 9.000 Tonnen CO2.

 

Ökostrom Schweiz: Treibstoff direkt ab Hof – klimafreundlich unterwegs mit landwirtschaftlichem Biogas
«Bremsen lösen. Jetzt handeln!» – Andrea und Christian Müller aus Thayngen SH setzen das Motto des diesjährigen AEE Suisse Kongresses seit jeher in die Tat um. Bereits 2014 nahmen sie auf ihrem Bauernhof eine landwirtschaftliche Biogasanlage in Betrieb, um einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung zu leisten. Zuletzt wurde die Anlage um die erste hofeigene Biogas-Tankstelle der Schweiz erweitert. Ökostrom Schweiz und gaz energie unterstützten die Umsetzung des Projekts. Dank Biogas, das aus Gülle, Mist und organischen Reststoffen gewonnen wird, gibt es nun erneuerbaren und CO2-neutralen Treibstoff direkt ab Hof. Das Leuchtturmprojekt der Familie Müller weist den Weg: Tankstellen bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen haben schweizweit ein grosses Potenzial. Sie sorgen auf dem Landwirtschaftsbetrieb selbst für die Senkung des CO2-Ausstosses und bieten den Kundinnen und Kunden einen regional hergestellten Treibstoff für die Fahrt in eine klimafreundliche Zukunft. Zudem tragen sie dazu bei, die Schweiz unabhängiger von teuren Energieimporten zu machen und regionale Energiekreisläufe zu etablieren.

 

 

Projektausblick
Alpiq AG: Alpine Photovoltaikanlagen «Gondosolar»

Im Kanton Wallis, auf einer Höhe zwischen 2’000 und 2’200 Metern über Meer, soll ein Pionierprojekt entstehen: die hochalpine Photovoltaikanlage Gondosolar. Die Projektträger (die Gemeinde Gondo-Zwischbergen, die lokale Kraftwerks- und Netzbetreiberin Energie Electrique du Simplon EES und der Projektinitiant Renato Jordan) planen oberhalb von Gondo auf einer Fläche von rund 100’000 Quadratmetern die Installation von 4’500 bifazialen Solar-Elementen. Mit einer installierten Leistung von total 18 MW produziert Gondosolar rund 23,3 Mio. Kilowattstunden (kWh) Strom und deckt den durchschnittlichen Jahresbedarf von mindestens 5’200 Haushalten. Auf Grund der Höhenlage produziert das geplante Projekt pro Quadratmeter rund doppelt so viel Strom wie eine vergleichbare Anlage im Mittelland. Zudem liegt der Winteranteil der Stromproduktion bei 55 Prozent und produziert Gondosolar 4-mal so viel Winterstrom pro Fläche als eine PV-Anlage im Flachland.